auf einen Blick
Damit es überhaupt zu einem Gärprozess kommen kann, müssen 4 Vorgaben erfüllt sein:
Das Siliergut muss
- ausreichend Feuchtigkeit bieten
- genügend vergärbaren Zucker enthalten
- mit möglichst vielen Milchsäurebakterien besiedelt sein
- schnell und anhaltend luftdicht abgedeckt werden
Der Gärprozess nach dem Abdecken lässt sich wiederum in 4 Phasen einteilen:
- Phase 1 (Tag 1) aerobe Phase
- Phase 2 (Tag 1 - 7) Hauptgärphase
- Phase 3 (Tag 7 - Öffnung) Lagerphase
- Phase 4 Entnahmephase
Phase 1 (Tag 1) – aerobe Phase
- Restluft wird von aeroben Bakterien und Pilzen auf den Futterpflanzen verbraucht
- es entsteht CO2 und Wärme (bei >40 °C „Rösteffekt“, Eiweiß wird geschädigt)
- Sauerstoff nimmt ab, aerobe Mikroorganismen sterben ab
- Hefen überleben, da sie nicht auf Sauerstoff angewiesen sind

Die mit der Ernte in den Silo gelangte Luft wird durch die zahlreichen auf den Futterpflanzen vorhandenen aeroben Pilze und Bakterien innerhalb einiger Stunden veratmet. Dabei entsteht Kohlendioxid und Wärme. Steigt die Temperatur über 40°C an, leidet die Eiweißverdaulichkeit und die Silage riecht nach dem Öffnen nach Kaffee, die Farbe wird sehr dunkel. Da der Sauerstoff abnimmt, gehen die aeroben (auf Sauerstoff angewiesenen) Mikroorganismen zu Grunde. Hefen überleben, da sie sowohl mit, als auch ohne Sauerstoff existieren können.
Phase 2 (Tag 1 - 7) – Hauptgärphase
- Pflanzengewebe stirbt ab, Stapel sackt etwas zusammen, Zellsaft und Nährstoffe treten aus
- Aktivität aller Bakterien, die anaerob leben wie z. B. Enterobakterien, Bacillusarten, Hefen sowie Giftstoffe produzierende Clostridien und Listerien. Alle konkurrieren mit den Milchsäurebakterien um den begrenzt verfügbaren Zucker
- Milchsäureproduktion senkt den pH-Wert ab, unerwünschte Mikroorganismen gehen zu Grunde (Enterobacter bei pH <4,5, Listerien bei pH <5, Clostridien bei pH <4,5)
- Hefen überleben auch bei niedrigen pH-Werten, gehen aber in einen „Schlafmodus“
- Eiweiß abbauende Enzyme werden gehemmt, es bleibt um so mehr Eiweiß erhalten, je früher der pH-Wert absinkt
- besonders bei feuchtem Siliergut kann eine Gärgashaube entstehen, die zuerst einmal zeigt, dass die Abdeckung dicht ist
- Gärgase nicht ablassen, weil sie tödlich sein können (nitrose Gase) und das Gas am Ende der Hauptgärphase von alleine absinkt – verrutschtes Abdeckmaterial (z. B. Silosäcke) in korrekte Position zurück legen
Es folgt die Hauptgärphase, die bei guten Voraussetzungen ca. 1 Woche dauert. Der Stapel sinkt etwas ein, das Pflanzengewebe stirbt ab, Zellsaft und Nährstoffe treten aus und stehen den Mikroben zur Verfügung. Es sind noch sämtliche Mikroben aktiv, die ohne Sauerstoff agieren könne, z. B. Enterobakterien, Bacillusarten, Hefen sowie die Schadstoffe produzierenden Clostridien und Listerien. Alle konkurrieren mit den Milchsäurebakterien um den begrenzt verfügbaren Zucker. Je besser die Milchsäurebakterien sich durchsetzen, desto eher sinkt der pH-Wert und die unerwünschten Bakterien (Enterobacter bei pH <4,5, Listerien bei pH <5, Clostridien bei pH <4,5) sterben ab. Hefen lassen sich auch durch einen für Silage niedrigen pH-Wert von 3,5 nicht ausschalten! Die entstandenen Gärsäuren hemmen aber die Aktivität der Eiweiß abbauenden Enzyme, das Eiweiß wird als wertvoller Nährstoff für die Fütterung erhalten.

Bei intensiver Gärung in der Hauptphase, insbesondere bei sehr feuchtem Gras, kommt es zur Bildung von Gärgashauben. Das lässt erstmal auf eine gute Abdeckung und eine unbeschädigte Folie schließen. Es ist überflüssig und gefährlich, diese Gase abzulassen, da diese erstens giftig sein können (nitrose Gase) und zweitens am Ende der Gärphase eh absinken. Danach muss evtl. verrutschtes Abdeckmaterial wieder korrekt verlegt und die Folie beschwert werden.
Phase 3 (Tag 7 – Öffnung) – Lagerphase
- Aktivität von Mikroorganismen schläft ein
- einige säuretolerante Enzyme bauen einen kleinen Teil der Gerüstsubstanzen ab und sorgen für gewissen Nachschub an Zucker
- Silage ist stabil solange keine neue Luftzufuhr stattfindet
- Abdeckung muss vor Krallen und Schnäbeln geschützt werden und sollte regelmäßig auf Beschädigungen kontrolliert werden – Löcher sofort schließen
Das vergorene Futter geht in die Lagerphase, in der nur noch einige säuretolerante Enzyme aktiv sind. Diese bauen einen Teil der Gerüstsubstanzen ab und sorgen so für einen gewissen Nachschub an leicht vergärbaren Kohlehydraten. Das gleicht in etwa die bei längerer Lagerung unvermeidlichen Zuckerverluste wieder aus. Hefen befinden sich in einer Art Ruhestadium. Solange keine erneute Luftzufuhr stattfindet, bleibt diese Silage stabil. Schutz gegen Beschädigungen der Abdeckung durch Tiere mit Schnäbeln oder Krallen ist genauso wichtig, wie regelmäßige Kontrollen auf Löcher, speziell bei Wickelballen.
Phase 4 – Entnahmephase
- Luft kann an der Anschnittfläche in den Silo eindringen, bei guter Verdichtung ca. 1 m tief
- ist der Vorschub hoch genug, haben die durch den Sauerstoff reaktivierten Hefen nicht genug Zeit, sich zu entwickeln und eine Nacherwärmung auszulösen
- bei Windeinfluss erhöht sich die Eindringtiefe der Luft leicht auf bis zu 5 m, was mit hohem Vorschub nicht mehr aufzufangen ist
- Entnahmetechniken, die den Stapel auflockern (Greifer, Frontlader), führen zum Entweichen von CO2 und einem Einsaugen von Luft
- Nacherwärmung und Schimmel kann sich in Tiefen entwickeln, die erst Wochen später entnommen werden (z. B. blaue Nester mit Penicillum roqueforti)
- Luftkanäle aus mangelhafter Verdichtung (Häcksellänge und TS zu hoch, zu dicke Schichten >40 cm, Walzgewicht nicht ausreichend) führen zu Schimmel, Erwärmung und Nährstoff- bis Totalverlusten
Der Silo wird geöffnet, die Silage entnommen. Luft kann eindringen je nach Verdichtung des Siliergutes. Bei guter fachlicher Praxis wird mit einer Eindringtiefe von ca. 1 m gerechnet. Beträgt der Vorschub mindestens 1 m pro Woche, haben die durch Sauerstoff reaktivierten Mikroorgansimen (vor allem Hefen) nicht genug Zeit, zu wachsen und die Silage zu erwärmen. Bei Windeinfluss erweitert sich die Eindringtiefe leicht auf bis zu 5 m, was mit Vorschub nicht mehr aufzufangen ist. Negativ beeinflusst wird die Stabilität vor allem durch Entnahmetechniken, die den Silostapel auflockern (Greifer, Frontlader). Aus den aufgelockerten Partien strömt Kohlendioxid aus und saugt Luft nach.

Schimmel und Nacherwärmung kann sich in Tiefen entwickeln, die erst Wochen später entnommen werden. Blaugrüne, kugelförmige Nester von Penicillum roqueforti rühren oft daher sowie von einziehender Luft nach unzureichender Verdichtung.
Jetzt rächt sich auch das Aufbringen von Schichten >40 cm, deren Verdichtung nicht gelingen konnte. Sie werden zu perfekten Luftkanälen als Sauerstofflieferanten für Hefen, Schimmelpilz & Co.
Anforderungen an die Verdichtung von Silagen zur Erzielung minimaler Gasflussraten
Grundlage für die Stabilität der Silage seitens des Managements ist und bleibt eine gute Verdichtung (siehe Tabelle) und ein hoher Vorschub bei der Entnahme.
Futterart (Siliergut) | % Trockenmassegehalt | kg TM je m³ | kg FM je m³ |
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Gras | 15 - 50 | 140 - 260 | 933 - 520 |
Luzerne und GPS | 15 - 50 | 160 - 280 | 1066 - 560 |
Ganzpflanzenmais | 25 - 35 | 210 - 290 | 840 - 828 |
Corn-Cob-Mix | 50 - 60 | 400 - 480 | 800 |